Am 14. September 2016 ist der zypriotische Friedensprozess in eine neue Phase eingetreten. Der Präsident der Republik Zypern, Nikos Anastasiades und der Präsident der Türkischen Republik Nordzypern, Mustafa Akinci haben wichtige Diskussionen über die Zukunft der gespaltenen Insel geführt und haben ihr Engagement gezeigt, um eine nachhaltige Lösung für den mehr als 50 Jahre andauernden Disput zu finden. Auch die UNO spielt eine zentrale Rolle in diesem Dialog. Aber wie weit ist eine Lösung des Konflikts nun wirklich entfernt?

Die Leiter der beiden Volksgruppen Zyperns haben sich in New York getroffen, wo sie im Rahmen der UNO-Generalversammlung ihre Zusage für eine umfassende Vereinbarung noch im Jahr 2016 bestätigt haben. Auch der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die verstärkten Bemühungen begrüßt und hat versprochen, beide Seiten zu unterstützen. Anastasiades hat davor vor der UNO-Generalversammlung eine Rede gehalten, in der er die Weltgemeinschaft darüber informiert hat, dass der griechische Teil Zyperns bereit sei, die einheitliche Republik Zypern in eine Föderation zweier gleichberechtigter Mitgliedstaaten umzuwandeln. Laut Anastasiades sollte eine „Win-Win Lösung“ für beiden Völkergruppen sogar noch in diesem Jahr erreicht werden.

Aber ist der Konflikt wirklich so einfach zu überwinden? Die zypriotische Presse hat die Aussagen der Politiker skeptisch beäugt. Eine lange Liste der noch ausstehender Aufgaben zeigt laut Cyprus Mail, dass der Optimismus in New York vielleicht verfrüht war. Um die Vereinigung tatsächlich zu realisieren, braucht man nicht nur die gesetzliche Umwandlung des Landes, sondern auch die Bestimmung der Grenze zwischen den beiden Mitgliedstaaten, und zu guter letzt, die Zustimmung der Bevölkerung Zyperns. Allerdings, die Präsenz der UNO-Blauhelme ist wegen ihrer Rolle als Vermittler von beiden Seiten positiv bewertet. Das Mandat der Friedenstruppen UNFICYP wurde zuletzt im Juli 2016 bis Jänner 2017 verlängert.

Die UNO ist 1964, gleich nach dem Ausbruch der Krise nach Zypern gekommen. Die Griechen und die Türken, die zwei größten Völkergruppen des Inselstaates haben sich erst Ende 1963, drei Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien, gewaltsam gegeneinander gewendet. Die damals britischen Friedenstruppen haben eine Waffenstillstandslinie gezeichnet, die bis heute als die „Grüne Linie“ bezeichnet wird. Die Lage eskalierte 1974 weiter. Nationalistische zyperngriechische Offiziere haben mit der Unterstützung des Militärregimes in Athen einen Putsch organisiert, um den Anschluss Zyperns an Griechenland (auf Griechisch Enosis) zu ermöglichen. Als Antwort hat die Türkei in der Operation „Atilla“ eine Invasion gegen Zypern durchgeführt, um den Enosis zu vermeiden und die rechte der Zyperntürken zu gewährleisten. Seitdem sind türkische Truppen im nördlichen Drittel der Insel stationiert, wo die Türkische Republik Nordzypern 1983 ausgerufen wurde. Der südliche Teil wird weiter als Republik Zypern von der griechischen Gemeinschaft verwaltet, die seit 2004 als ein Mitglied der EU ist. Die beiden Seiten werden von einer Pufferzone geteilt, die unter der Kontrolle der UNO-Friedenstruppen steht. Die UNFICYP überwacht ständig den Waffenstillstand, Blauhelme patrouillieren durch die unterschiedlich breite Pufferzone, die auch die Hauptstadt Nicosia zweiteilt. Heute dienen 1.028 uniformierte Soldaten mit einem Zivilpersonal von 151 in der Zone. Österreich hat von Beginn an an der Friedensmission teilgenommen: 1964 wurde ein Feldhospital eingerichtet und Polizisten waren zwischen 1964 und 1977 sowie ein Bataillon war zwischen 1972 und 2001 dort stationiert. Heute sind zwei Soldaten aus Österreich im Einsatz. Bisher haben insgesamt 16 österreichische Beamte ihren Friedenseinsatz auf Zypern mit ihrem Leben bezahlt.

Die Entwicklungen sind aussichtsreich, aber die Zukunft scheint noch unklar. Espen Barth Eide, Sonderberater des UNO-Generalsekretärs hat einerseits bestätigt, dass ein Schlussabkommen „näher als vorher“. Andererseits liegen noch die wichtigsten und schwierigsten Fragen auf dem Verhandlungstisch. Wenn sie über diese erfolgreich diskutieren können, soll ein einziger souveräner Staat auf Zypern etabliert werden. Ob die zypriotische Regierung jetzt den historischen Moment ergreifen kann, um den ältesten Konflikt Europas abzuschließen, ist eine Frage, die man hoffentlich bald beantworten wird können.